"Ich habe nie darüber gesprochen.
Es wissen nur Teile meiner Familie, was mir geschehen ist.
Meiner Mutter z.B. habe ich nie gesagt, was geschehen ist.
Auch meine Kinder wissen nichts."
Aus der Installation
"tabu scham verantwortung" in der Ausstellung
"Lagerbordelle – Sex-Zwangsarbeit in NS-Konzentrationslagern" von
Raphaela Kula, 2010.
Mann Frau Macht Scham

Menschenwürde im Kontext
von Moderation und Beteiligung
Freitag, 6. Mai - Sonntag, 8. Mai 2011 in
Essen / Ruhr (Nordrhein-Westfalen)
Unperfekthaus Friedrich-Ebert-Straße 18, 45127 Essen,
Berliner Platz
Protokolle zum Geschehen auf dem Jahrestreffen 2011 ¦ Teil 5 von 6
"Marktplatz": Essenz für Moderation und Beteiligung
An mehreren Tischen auf dem Balkon des Unperfekthauses, mit einem Blick von oben auf die reale Welt einer
in Stein und Stahl gefassten Großstadt des Ruhrgebiets, fassten wir gemeinsam das zusammen, was uns jetzt,
am Sonntag 8. Mai 2011 bewegte – was wir hierlassen und was wir mitnehmen wollten.
Verbindungen knüpfen – Vernetzung fördern: Darum ging es am dritten und letzten Tag des
25. Jahrestreffens von Zukunftswerkstätten. Sind die Antennen geschärft? Welche Erkenntnisse
aus den Gesprächen und Erlebnissen der letzten Tage fördern uns in der Moderation von Gruppen?
Welche Lösungsansätze nehmen wir als Essenz aus dem Jahrestreffen mit?
Aufzeichnungen aus drei Tischgruppen
1. Arbeitsgruppe mit Erika B., Fritz, Marlies und Petra,
aufgezeichnet fürs Online-Protokoll von
Franz Tepaße
Auf der "Tischdecke" hinterlassene Notizen:
- Der Mensch der Gegenwart schämt sich im Grunde seiner Ohnmacht und Unfähigkeit
zur Lösung der ökologischen Krise und benutzt extrem vielfältige
Strategien der Lösungssuche, aber auch Verdrängung, Verleugnung, Ablenkung,
Schamvermeidung, Anpassung, Schamverleugnung, Beschämung anderer...
- Von Scham ist jeder betroffen. Beim Umgang damit den Fokus nicht auf Teilnehmer
beschränken. Opferscham und Täterscham.
- In Vorbereitung auf Moderation reflektieren:
- Anerkennungskultur in Organisation
- Welcher Schutzraum ist für mich und Gruppe (Organisation) da / notwendig?
- Über-Forderung, Abhilfe: Gruppe thematisiert gemeinsam (Experiment
in der Glasschüssel)
- Zugehörigkeit – Ausgrenzung
- Integrität wahrende Methoden, Arbeitsweise
- Thema Macht gering geschätzt, wenig Mut? Macht in die Hand zu nehmen.
2. Arbeitsgruppe mit Horst, Jürgen, Lutz, Stephan, Ulla und Wiebke,
aufgezeichnet fürs Online-Protokoll von
Lutz von Grünhagen
Auf der "Tischdecke" hinterlassene Notizen:
- Ganz viele Türen geöffnet, weil ich sicher war, dass sich Ergebnisse einstellen.
- Wie leicht kann man Menschen / Gruppen beschämen ohne es zu wollen? Beschämung
als Machtinstrument.
- "Dafür haben wir ja jetzt die Zukunftswerkstatt..." beschämt –
Selbstorganisationsfähigkeit? "Wollt Ihr Euch selbst organisieren?"
"Und was fehlt Euch dazu?"
- Wie glaubhafte Würdigung des Erreichten erreichen, die nicht in unglaubwürdige
Lobhudelei abrutscht?
- Transaktionskosten von Outsourcing an Vereine, Wohlfahrtsverbände, Projekte
reflektieren Interessenanalyse von Institutioneninteressen. Welches sind Bewohnerinteressen?
- Wenn man den Fokus auf das Thema Scham lenkt, dann taucht es überall auf.
- Sensibilisierung für "schamfreie" Haltung der Moderatoren, zum Beispiel Methoden
"Gewaltfreie Kommunikation"
- Zukunftswerkstatt als Chance, die Alltagshierarchien und Alltagsscham zeitweise zu überwinden.
- Politische Dimension der Scham: wichtige Themen bleiben klein (z.B. Arbeitslosigkeit)
3. Arbeitsgruppe mit Erika L., Frank, Kai und Paul,
aufgezeichnet fürs Online-Protokoll von
Helmut Peters
Auf der "Tischdecke" hinterlassene Notizen:
- Δ Fehler, Angst, Scham
- Selbst beschämt – andere beschämen – Macht ausüben
- Überflüssige Scham vermeiden
- Scham nehmen – Selbstermächtigung
- M 8 – Beschämung als Machtfaktor/ Moral-Keule
- Angst vor Abwärts-Beschleunigung?
- Verlust — Scham
- Nicht beschämen als Machtfaktor
> Erkenntnisse > Lösungsansätze > Essenz
- Sozialer Aufstieg + Scham(abwehr) als Bremse für Standards "sozialer Gerechtigkeit"
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